GOCHSHEIM

Wenn fränkische Rocker rufen, kommen wir selbstverständlich gern. Irgendwo zwischen „Free wheeling, Lust auf musikalisch ehrlichen Radau im qualitativ besten Sinne und humanistischer Weltanschauung dank Bikes, Benzin, Bier und böhser Betriebsbereitschaft“ sind die Jungz und Mädelz wohl anzusiedeln. Speculatium speziale in spe…

Heute ist fast alles anders als sonst. Nach dem ersten Stopp auf der BAB wird uns erst wieder in der Karre bewusst, was definitiv gefehlt hat.

Das lauwarm devote Sondergefühl beim Pissen. Mann strullt völlig banal, wie einst Harriet und Hartmut Harn, völlig uninspiriert in´s absolute Nichts einer durch grünliche Tabletten klinisch steril verätzten Keramik Kachelatur ohne wärmelig optische Inspiration.

Nachhaltig sinnlich geprägt durch kollektiv hunderte Blasenentleerungen zugunsten des lauteren Rock´n Roll aus jüngster ENKELZ/BAB Vergangenheit tut es fast schon regelrecht weh, die minimalistisch zumindest doppelt philosophierbare Genußwurzel handhaben zu müssen, wenn ausnahmsweise mal keine Kago (Kamin) Werbung die Sinne für 50 Cent Eintritt ins urban urinale Universum vereinnahmend vernebelt.

Echt brutal, diese trivial traurige Tröpfel Tristesse ohne plakativ vorgegaukeltes Feuer im schneidigen Aluminium Rahmen…

Folglich wundert es auch keinen aus dem überschaubaren ENKELZ Tross, dass Herr Krid, Mr. „CARNIVORE“ himself, urplötzlich Salat futtert und mit der Attitüde eines genüsslich mampfenden, ernährungsbewussten Karnickels vehement über die voll vorhandenen Vorzüge von vitalen Vitaminen verbalisiert. Oh je…..

Fritzens Zeilein Halle präsentiert sich klein aber fein. Fassungsvermögen für ca. 900 Leutchen, was sich später allerdings als zu klein kalkuliert erweist.

Direkt angegliedert ist ein gepflegter Rasensportplatz auf dem ein Amateurfußballspiel stattfindet. Die Einheimischen unterliegen knapp mit 0:2, Ausschreitungen (zumindest auf dem Gelände) bleiben jedoch aus oder sind nicht überliefert.

Der Sender des Bassisten beliebt sich kurzfristig – glücklicherweise noch vor dem Konzert – in die destruktive Grütze namens „Komplettausfall“ zu begeben.

So als kleiner, fast schon müpfiger Kontrapunkt zur elektronischen Ohrenstöpselatur des Sängers, dessen Equipment normalerweise für solch´ Kapriolen leider des Öfteren gut ist.

Kollege Lötkolben feiert als manuell zu handhabenes Relikt vermeintlich vergangener Zeiten einen wahrhaftigen Triumph. Lötzinn gegen technischen Blödsinn.

Ansonsten jubiliert das ENKELZ Merchandising ab heute über die gelungensten Preisschilder seit Einführung des designierten Designs. Carinas treffsichere Ästhetik für alles bildlich ausgewogen Schöne hat zum wiederholten male voll ins Schwarze getroffen.

Die ohne unser Wissen verpflichtete Supportband „Koma“ spielt lt. eigenen Aussagen erst seit ca. 6 Wochen Lieder der Onkelz. Aber keineswegs übel.

Deren kurzfristiger Gastgitarrist Markus von einer mal mehr oder auch weniger präsenten, aber immerhin 6 Mann starken BO Covertruppe chemiekalisch geprägter Namensgebung bescheinigt später herablassend wohlwollend, dass Ronnzo sein Handwerk nicht unbedingt schlecht ausübt.

Wir fühlen uns zutiefst geehrt. Beflügelt durch den Ritterschlag der „Konkurrenz“ beschließen wir, die ENKELZ weiterhin am Leben zu erhalten. Vielleicht mal mit Bläsersatz, Triangelspieler oder einem Duo zwischen Tuba und Trompete.

Mit Allem, was man eben so einbauen kann um die authentische Personaldichte der Onkelz zu erreichen….

Die Hütte füllt sich zusehends, während der um Einlaß begehrende Pulk vor der Halle trotzdem zahlenmäßig nicht abnehmen will. Was tun, Teilen der Meute den Eintritt verwehren und Randale vor der Kathedrale riskieren?

Zum Glück nicht. Das Motto; Wer zuerst kommt, pogt zuerst wird nicht angewendet. Alle rein. Eine durchaus denkbare, deftig derbe Drängelei unter´m Dach bleibt zum Glück durch diszipliniertes Verhalten des Mobs aus. „Ihr seid die Geilsten“ im wahrhaften Sinne von „Mittendrin statt nur dabei“.

Darunter auch eine kleine Abordnung unseres Bremer Fanclubs Hemelingen sowie die befreundete Familie aus MSP. Nicht Mesopotamien, sondern Region Main Spessart. Man lernt eben doch nicht aus.

Backstage findet heuer in den weit ausladenden Gewölben unter der Halle statt. Während über uns die Hufe der Meute scharren, wird subterranean noch fürstlich fränkisch – aber außerhalb jeglicher Dekadenz – gespeist, getrunken. Die Gochsheimer Motorradfreaks lassen es an nichts fehlen.

Zur Bühne geht´s dann bei mediterranen Temperaturen wieder einmal draußen um die Halle herum. Nicht aus publikumsfeindlicher Arroganz, werte Lästerer… drinnen wäre kaum ein Durchkommen möglich gewesen.

Der Temperaturunterschied innerhalb von 5 Metern beträgt dann mindestens 10 plus etliche mehr empfundene Grade Celsius. Die pulsierende Masse aus dicht gedrängten Menschenleibern dampft von Beginn des Konzerts an mächtig vor sich hin.

Auf der Bühne wird adäquat zurückgeschwitzt. Kein Wunder bei der Intensität der Rock´n Roll wütigen Truppe. Im wiederum mega harmonischen Einklang mit den lautstark beseelt friedlich feiernden Fänzenz und Frolleinz.

In einem kleinen, vom Publikum kaum einsehbaren Nebenbereich der Bühne spielt Achimo während der vocalfreien Phase eines Liedes verzückt lächelnd auf einem Besen kurz den analog empfundenen Kontrabass. Selbstentrückte Spiellaune pur.

Elementar störend und mehr als lästig ist die notgedrungene Unterbrechung des Konzerts durch die Veranstalter um Mitternacht aufgrund einer systemkonform bedingten Drangsalierung zugunsten der gültigen Gesetzgebung.

Die lieben, noch zu jungen Anwesenden müssen mal wieder ausgerufen werden um sich sofort vom Acker zu machen.

Welch unermessliches Plaisier für den Verfasser dieser Zeilen, mit 13 Ausweisen bewaffnet, die Bühne entern zu müssen, um namentlich alle aufzurufen…. Absolut kotz kompatibel. Es nervt gewaltig!

Schade, dass diese kleingeistige Scheiße eine ansonsten rundherum gelungene Nacht kurzfristig in Misskredit bringt.

Ohne kirchlich inszenierte Gehörmalträtierungen verläuft der Rest der Nacht im friedlichen Schlummer.

Wir folgen noch der Einladung ins private Domizil von Günter und seiner enklifizierten Großfamilie ins malerische Partenstein, in dem sich auch die Hemelinger wieder langsam ausfeiern, siehe www.boehse-hemelinger.de/Konzert/daheim/index.html

Leider kann dieser Aufenthalt in überaus gastfreundlicher Atmosphäre nur viel zu kurz ausfallen, die bevorstehende Bewältigung in Sachen Entfernung steht wieder einmal gnadenlos an.

Dafür, dass es dieses mal richtig ätzt, sorgt ein namentlich unbekannter Vollidiot im aufgemotzten PKW Marke selbsternannter „Rasanz“.

Ohne Sinn und Verstand im vermeintlichen, aber völlig fehlgeleiteten Geiste eines professionellen deutschen Rennfahrers in italienischen Diensten das Gaspedal bis zum Schrott intensiven Unfall durchtreten, damit Tausende nicht schwanzgesteuerter Verkehrsteilnehmer sich einer zweistündigen Gesamtsperrung der Autobahn erfreuen können.

Warum fahren solche minderbemittelten, armseligen Penner nicht mit der Bahn oder bringen sich alternativ am Besten gleich zu Hause um?

Konny ist am Rotzen und wir könnten kotzen. Zumindest anfänglich. Es entwickelt sich jedoch spontan ein durchaus angenehm gruppendynamisches Verhalten der willkürlich zusammen gewürfelten BAB Geschädigten.

Ein Pläuschchen hier, eine Neuigkeit da vom aktuellen Unfallortgeschehen. Übermittelt durch eine Radfahrerin(!) So ein Zweirad als angeschraubtes Anhängsel eines Wohnmobils macht urplötzlich punktuell nachvollziehbaren Sinn.

Genüsslich Sibilles 3 Sterne MSP Chilli schlabbernd hocken mittendrin die ENKELZ im Schneidersitz direkt auf der Betonpiste. Anfänglich skeptisch, später wohlwollend beäugt. Wir backen uns eh´ ein gekochtes Ei darauf…

Das anschließende Spielchen zur Verdauung nach den Liegestützen auf der Leitplanke nennt sich Vorschlags halber wohl „Münzen Ditschen“.

Alles unter der der Zahl E.I.N.S. auf dem diktatorisch aufgezwungenem Globalisierungstaler einer nie gewollten Neuzeitwährung wird bis an den Teerrand der nächst folgenden Asphaltplatte geworfen, gerollt oder in abenteuerliche Flugbahnen zirkuliert.

Mit entsprechend individuell geprägten Kommentaren jedweder, teils keinesfalls jugendkompatibler Couleur, je nach Erfolg oder Misserfolg dieses monetären Frevels…

In die Gras bewachsene Böschung versprungene, verirrte Nickel werden hingebungsvoll gesucht und gefunden. Kindliche Erinnerungen an Ostern werden wach. Wir sind wohl doch ein bisschen inoffiziell „christlich“….

Der Verfasser dieser Zeilen siegt eindrucksvoll mit prall gefülltem Portemonnaie. Immerhin satte 2,28 Euro Zugewinn stehen zu Buche.

Sänger und Trommler melden Konkurs an, während der Schreiberling ein Duck´sches Dünnbier ob seiner privaten „Stunde des Siegers“ zischt.

Da schwadroniert man doch richtig gerne über einen Unfall…

Knutzen