Osnabrück – N8 – Freitag, 9. 6. 2006

Äußerst genehm, so ein „Warm Up Gig“. Nach Osnabrück heißt das Ziel am nächsten Tag dann Mosbach, wo es die „Gröhste Onkelznacht Deutschlands“ als Headliner zu rocken gilt. Außerdem ist OB (Osnabrück oder allenthalben Onkel Böhse, werte Nichten...) für ENKELZ Verhältnisse geradezu vor der Haustür. Eine Art Ausflug, durchgesessene Hinterteile und eingeschlafene Gelenke völlig unmöglich.

Heute beginnt die WM, die Stadt präsentiert sich als ein ansehnliches schwarz rot goldenes Flaggenmeer, die Menschen sind in positiver, ausgelassener Feierlaune.

Das N8 ist eine klassische Disco aber nicht eben klein. Die Bühne liegt leider am anderen Ende des Backstage Bereichs. Der aber hat es in sich. Eine separate Disco in der Disco, komplett im alt ägyptischen Stil gehalten. Unter den Wandmalereien sind Gestalten mit Ronnzo Bart, aber auch ein gruseliger Typ mit einem mörderischen Dolch in der Hand grinst hämisch süffisant ins Gemäuer. Offensichtlich der Schlitzer, der die Toten vor der Mumifizierung ausweidet. Guten Appetit beim reichhaltigen Abendbrot, werte ENKELZ.

Soundcheck ist dann exakt zeitgleich mit der live Übertragung des Fußballspiels Deutschland – Costa Rica. Krids Mundwinkel hängen unter den Brustwarzen und sein tief gefrorener Blick ersetzt die Klimaanlage. Außen Eis und innen Lava. Scheiße passiert.....

Es gilt noch, ein paar mega „Wichtigen“ ohne Backstage Paß den Ausgang aus unserem vorzüglichen, aber leider nicht abschließbaren Bereich zu zeigen und die Dröhnung kann beginnen. Die Bande geht außerhalb des länglichen Gebäudes zum Auftritt, denn sowohl unsere Privatpyramide als auch die Bühne verfügen jeweils über eine Tür ins Freie.

Der Sound in der Kathedrale ist erstaunlich gut, der auf der Bühne für den Trommler trotz diverser Interventionen indes eine Katastrophe. Entsprechend reduziert ist die Spielfreude des Schlachtzeugers, zumal für seine „Debbie“ kein Podest vorhanden ist und Krid in der Mentalität eines „Austin Mini“ Fahrers mit dem Allerwertesten nur kurz über dem Parkett schwebt.

Deutschland gewinnt das erste Spiel, leider leiten daraus einige amöbe Prachtexemplare im Mob ein fatales Stimmungsbild ab. Fausto Hoolante und eine Abordnung der hiesigen Krawallistica enttarnen sich als C Fans und grölen „Deutsche Hooligans, Shalala lala“.

Wir sind schwerstens begeistert von derartig massiver Kreativität. Genau das Publikum, was wir uns immer gewünscht haben. Whole lotta Grauzellen Schrott. Auch die anwesende ESC Fraktion ist alles andere als amused.

Die recht aggressive Stimmung beruhigt sich wieder. „Bin ich nur glücklich wenn es schmerzt“ tut ein Übriges in Sachen friedlicher bis nachdenklicher Gemütsverfassung. Es werden sogar Feuerzeuge entflammt und nicht geworfen. Warum auch, die Bande spielt sowieso ohne Schiri.

Der erste Set ist zu Ende, es geht wieder außen herum. Um nach Backstage zu gelangen muß die Bande durch den Haupteingang an der Kasse vorbei. Ein später gekommener Security Mann weiß folglich nicht wie die Musiker aussehen und fragt den vorweg marschierenden Krid nach seiner Eintrittskarte!!

Leider verdeckt seine Maske den wahrscheinlich höchst interessanten Gesichtsausdruck des Drummers. Sei´s drum, ein ungewollter Brüllwitz der gehobenen Klasse.

Set Zwei bietet – neben der obligaten musikalischen Qualität der ENKELZ – lediglich zweierlei erwähnenswerte Vorkommnisse. Zum einen entert ein Leut aus dem Publikum die Bühne und muß der selbigen verwiesen werden. Ansonsten hat Krid die Schnauze von dem Geschrummel aus seinen Monitorboxen restlos voll und dreht die nervtötenden Gehäuse einfach zur Seite. Der Mixer hegt offensichtlich die Befürchtung eines körperlichen Verweises, übergibt die Anlage beim letzten Stück der wiederum reichlichen Zugaben an seinen Gehilfen und verabschiedet sich in die mittlerweile rabenschwarze OB Nacht....

Fazit: Vom Monitorsound, ein paar geistig unpäßlichen Gestalten in der nicht ausverkauften Lokalität und den für Live Auftritte teils etwas unglücklichen baulichen Gegebenheiten mal abgesehen gibt es keinen Grund zum Meckern. Daran kann auch der etwas mürrisch auftretende ältere Herr von Veranstalter nichts ändern...

„Gute Seele“ von A (Ackern) bis Z (Zum Hotel bringen) vor Ort ist ohne jeden Zweifel Sabine. Was „Sabsi“ anpackt gelingt. Mental und physisch absolut fit, kompetent und angenehm die Deern. Zur Nachahmung empfohlen.

Ebenso wie der völlig entspannte, freundliche Hotelier, der „Musiker ganz einfach mag“ und mit Leuten unserer Gattung stets beste Erfahrungen gemacht hat. Na bitte, ein „anrüchiger“ Berufsstand zwischen Aufwind und 500 Watt Heiligenschein. Wir wissen das zu schätzen und haben den guten Mann nicht enttäuscht.

Knutzen