WESEL – NIERDERRHEINHALLE – 13.5.2006

Nicht eben ganz frische Gestalten im Sinne von „Lätta“ und „Becel“ schleichen mittags in der Rider´s Penn-sion die steile Treppe herunter und beleidigen mit ihren Anti Wellness Visagen kurzfristig die strahlend scheinende Sonne Lübecks.

Wesel und Werner, Letzterer zum ersten Male als Veranstalter, warten. BOSC ist immer eine besondere Verpflichtung, aber heute ist die bereits im Vorfeld ausverkaufte Kathedrale eine flotte Nummer größer als üblich. 2.700 Infizierte warten auf uns. Und das im Einzugsgebiet vom böhsen Pott.

Eine Region, in der die ENKELZ bis dato noch keine Visitenkarte hinterlassen haben. Ein weißer Fleck in unserer Landkarte der Republik, den es mittlerweile dringend zu schwärzen gilt. Oder zu „grünen“, falls ihr´s mit der Ampel Funktion haltet.

Anspannung und Konzentration in noch höherem Maße als sonst machen sich breit, Expansionsgelüste im deutschsprachigen Raum sind erklärtes ENKELZ Ziel.

Wir wollen nicht wie Napoleon vor Moskau enden. Kann aber eh nicht passieren, letztlich sind wir Norddeutsche, nicht auf Kriegspfad, handwerklich und spirituell bestens gewappnet und außerdem nicht „offiziell“.

Marc, Mike und Patrick sind bereits direkt nach dem Lübeck Gig abgedüst, um noch mal die Wände der Halle zu malen, deren Statik zu checken und den Parkett Fußboden für die zu erwartenden turbulenten Turbo Tango Tänzer zu bohnern.

Backline aufbauen, Licht ausrichten/programmieren und die gesamte Chose anzuleiern sind da nur nebensächliche Kleinigkeiten...

Eine nicht eben kurze Umleitung vor Wesel führt uns in ausgedehnte Gebiete des anti atmungsaktiven Agrar Alls.

Schwertröpfige Landluft kriecht schleichend durch die Lüftung. Beißender, Fladen aromatisierter, Gülle geschwängerter Gestank gröbster Gattung verätzt kurzfristig die Atemwege und nebeliert die Sinne.

Motto: Ich und Du, erschnüffeln jede Kuh. Und dann noch dieses Schild: Schweinepest Sperrbezirk. Ein eher schon terroristischer Nasen Kick, den keine/r braucht. Schnief..

Da heißt es Gas geben (Im Sinne von Tempo beschleunigen, werte Gutmenschen)! Flink wie die Wiesel erreichen wir Wesel.

Allerdings im milchigen Halb Durchblick. Die Windschutzscheibe ziert eine Unmenge zerplatzter Falter, Fliegen, Mücken und Stücken sonstiger ehemaliger schwirrender Ex-Ufos.

Die ENKELZ als Massenmörder, ja ja.... wann kommt das Alternative Netzwerk Terroristisch Infiltrierter Fliegen Luft Abwehr, kurz ANTIFLA?

Eine ansehnliche Karawanserei im böhsen Sinne erwartet uns bereits vor der Halle. Man/Frau und mach Nachwuchs (Siehe Bilder 1, dritte Reihe, 1. Photo) präpariert sich singend oder sinnierend für das Konzert und ist bereits in allerbeste Laune .

Was an Technik für Klang und Licht bereit steht, kann sich sehen lassen. Catering und Ausstattung des Backstage Bereichs sind ebenfalls erstklassig. Der W. vom BOSC ist eben auch Profi. Außerdem ist unsere Lieblings Security aus Bitburg am Start, es paßt also alles.

ENKELZ und Sub7even heißen die beiden gleichberechtigten Protagonisten der heutigen Nacht. Das Dortmunder Quartett legt dann auch los wie die Feuerwehr. Es liegt sofort Partystimmung in der stickigen Luft. Die abschließende Akustikversion von „Nur wenn ich besoffen bin“ beschert Daniel und seiner Truppe weitere uneingeschränkte Sympathien.

In der Umbaupause feiern die beiden WM Fußball Lieder von Maestro W. ihre Wesel Premiere via CD und die Hörigen sind beseelt.

Ein perfekter Übergang zum Auftritt der ENKELZ. Der wiederum zweigeteilt sein muß, denn um Mitternacht heißt es für die bedauernswerten „Minderjährigen“: Ihr hättet es wissen müssen, auf Wiedersehn.....

Als Konsumentenvieh und zu melkende kollektive Zasterkuh massivst von einer maroden Konsumentengesellschaft umworben und verführt, müssen die „lieben Kleinen“ verduften, wenn´s mal für wenige Euronen was für die Seele gibt. Einfach nur daneben, diese Scheiß Regelung!

Trotzdem ist die Stimmung stressfrei und erwartungsvoll gespannt, viele erleben heute ihre ENKELZ Taufe.

Der Sierra Madre Hacienda Shuffle – also unser neues Intro – erklingt erst vom MP3, bevor die Bande dann relaxed einsteigt.

Was dann abgeht ist bekannt. Es kracht im Gebälk, im ersten Hallendrittel beglücken sich die Pogenden mit ca. 3 Dutzend blauen Flecken pro Sekunde. Aber freiwillig und stets fair. Bestens einsehbar aus der Empore im ersten Stock der Halle.

Einfach geil, wenn schwerstens schwitzende Schwofer schwungvoll schwappen.

Die Wut zum losgelösten Feiern hält auch im zweiten Set konstant an, Etliche verausgaben sich dermaßen, daß Wasser in die Meute geschüttet werden muß. Einige Andere erklären sich solidarisch mit den Sanis und nehmen deren Dienste anhand von elementaren Erschöpfungs Erscheinungen in Anspruch.

Perfekt pünktlich zum Schlußakkord von „Wir sind die ENKELZ“ platzen noch ein paar pralle Pyros bevor die Arie mit den Zugaben beginnt. Die Leute sind fertig, erschöpft aber glücklich. Herz, was willst Du mehr. Die Visitenkarte hat auf jeden Fall gepaßt.

Zumal wiederum keine „politischen“ Rohrkrepierer aus der unerwünschten Ecke am Start sind.

Eine Maxi affige Daneben Aktion in der nach oben offenen Peinlichkeits Skala leistet sich zwischenzeitlich ein Roadie von S7e, der – ohne Wissen der Subs – in den Backstage Raum der ENKELZ eindringt um einen Kasten Bier zu klauen. Und prompt erwischt wird. Mann, Alter!! Zu wenig Einfluß auf den Hopfen & Malz geschwängerten Bregen Ausfluß. Sauf gefälligst Selter!

Ansonsten ist das Verhältnis beider Kapellen untereinander locker, entspannt und kooperativ. Unser Marc macht das Bühnenlicht für die Subs und deren Soundmixer Thomas den Klang für uns.

Der Humorpegel ist bisweilen im endgrünen Bereich, Krid in Hochform hat durchaus TV kompatiblen Entertainment Charakter. Wie es sich geziemt... Prioles Doppelgrinsen. (Interna)

Knutzen